Die Pandemie in der Samtgemeinde Hanstedt –
Ein Gespräch mit Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus 

Wie hoch sind die Zahlen? 

„Wir sind bisher relativ gut durchgekommen durch die Pandemie. Die Inzidenz in der Samtgemeinde lag gestern aber wieder bei 74,3. Damit bewegen wir momentan über dem Niveau des gesamten Landkreises mit 58,2.  Also sollten wir noch vorsichtig bleiben.“

Warum hat man die Inzidenzzahlen der einzelnen Samtgemeinden lange nicht veröffentlicht? 

„Auch ich war der Meinung, dass es besser ist, den Landkreis als Gesamtheit zu betrachten. Denn das ist die politische und gesundheitsamtliche Handlungseinheit. Der Blick auf die Samtgemeinde allein könnte eine Sicherheit suggerieren, die tatsächlich so nicht garantiert werden kann, denn unsere Einwohner pendeln ja überall hin. Mir ist klar, dass man auch argumentieren könnte: Wenn wir wissen, dass wir niedrige Zahlen haben, wollen wir die auch verteidigen. Aber der politische Handlungsrahmen ist eben der Landkreis bzw. sogar das Land.“

Wie ist es unseren Altenheimen ergangen? 

„Das haben die Betreiber gut im Griff. Es gibt in der Samtgemeinde zwei solcher Einrichtungen. Einmal das DRK-Seniorenzentrum in Hanstedt und das Kervita-Seniorenzentrum „Haus Eichenhof“ in Egestorf. Beide haben vorbildlich viel und frühzeitig getestet und konnten größere Ausbrüche vermeiden. Jetzt sind auch alle Bewohner durchgeimpft, das schafft für Bewohner, Mitarbeiter und Angehörige Erleichterung.“  

Welche Fehlentwicklungen gab es? 

„Die Bürokratie. Bei den Benachrichtigungen der Menschen über 80 Jahren hat man auf oft fehlerhafte Daten von Dienstleistern wie der DHL zurückgegriffen, statt die Kommunen einzuschalten: Wir haben ja alle Daten und dürfen darauf auch zugreifen. Jetzt haben, wegen des Datenschutzes und der Genauigkeit, erst das Land und dann die Kommunen ihre Briefe verschickt. Das war zeitraubend, überflüssig und auch teuer.“

 

 

 

Brauchen wir noch weitere „Impfpaten“ für die Älteren?

„Im Moment nicht, das ist gut gelaufen. Die ersten guten Erfahrungen hatten wir ja schon im März gemacht mit der Hilfe bei Einkäufen und Arztbesuchen. Da gab es schon mehr Hilfsangebote als gemeldete Hilfsbedürftige. Ich denke, das liegt auch daran, dass die nachbarschaftliche Hilfe bei uns in der Samtgemeinde gut funktioniert.“

 

Eltern klagen über die Schließungen von Schulen und Kitas….  

„… aber (noch) nicht so sehr bei uns. Die Grundschulkinder gehen im Wechselunterricht zur Schule, die Abschlussklassen auch, die mittleren Klassen sind im Home-Schooling. Bei den Kitas gibt es eine Notbetreuung, mit Gruppen von 13 statt 25 Kindern, bei den Krippen von 8 statt 15.  Das hat im Großen und Ganzen gut funktioniert. Ich hoffe, dass sich ab März überall zumindest annährend der Normalbetrieb wieder einpendelt: Kitas im Normalbetrieb, alle Schulen offen, wenn auch mit Wechselunterricht.
Wichtig ist mir noch einmal, ein großes Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Grundschulen und Kindertageseinrichtungen in der Samtgemeinde zu richten, für ihre Arbeit und das Engagement, immer wieder individuelle Lösungen für die Kinder zu finden – bei den derzeit wirklich extrem schwierigen Rahmenbedingungen.“

Sollte man bei einer Inzidenz von unter 50 nicht alle Geschäfte und Restaurants wieder öffnen können, ehe man sie endgültig in den Ruin treibt? Die haben ja bereits durchdachte Hygiene-Konzepte. 

„Der Großteil war top, aber es gab auch andere, die sich gar nicht dran hielten, denen das völlig egal war. Ich habe das leider selbst in der Samtgemeinde erlebt. Das zerstört natürlich das Vertrauen.“

Worauf kommt es jetzt an?

„Wichtig ist, dass für die kleinen Unternehmer die versprochenen finanziellen Hilfen schnell und ausreichend ankommen. Das ist überbürokratisiert und dauert zu lange, weil man Missbrauch verhindern will. Aber der Nutzen durch Bürokratie ist hier viel kleiner als der Schaden, den die verzögerte Hilfe anrichtet.
Und noch etwas: Wenn wir uns in der Samtgemeinde weiter so diszipliniert verhalten, wie das bisher der Fall war, kriegen wir das alles hin. Wichtig ist, die örtliche Wirtschaft zu stützen. Beim örtlichen Einzelhandel kann man Waren telefonisch ordern und abholen, man kann in den Restaurants Speisen und Getränke holen: alles geht. Deshalb mein Appell: Bitte stützen sie die örtliche Wirtschaft!“